bis zur Gründung 1868
Vor der Gründung
Feuer im Kloster - früher kaum zu löschen (PNP vóm 20.05.2017)
"Bei uns hat's 100 Jahre nicht gebrannt" (PNP 03.06.1988)
Wer Kößlarner sein wollte, musste schon einen Löscheimer besitzen... (PNP vom 16.10.1999)
Großfeuer 1868
Eine der schlimmsten Heimsuchungen für die Kößlarner Bürger war ganz sicher das Brandunglück vor über 130 Jahren, das 15 Wohngebäude samt 18 Nebengebäuden zu Asche machte.
Die meisten Häuser im damaligen Markt waren Holzbauten und größtenteils auch mit hölzernen Legschindeln gedeckt.
Am 13. Oktober 1868 fand im Kirschner-Bräuhaus (jetzt Gasthof Hager) die Hochzeitsfeier des Brautpaares Franz Weidinger aus Westerbach und Maria Eckinger, Zimmererstochter aus Aigen statt.
Alles war vergnügt und fröhlicher Laune. Gegen 7 Uhr abends stürzte plötzlich die Brauerstochter Maria Kirschner in die untere Gaststube mit dem Schreckensruf: "Es brennt!".
In panischer Angst sprangen die Gäste auf, rannten auf die Marktstraße und sahen, wie Flammen aus dem Glaserhaus schlugen. An ein Löschen war zunächst nicht zu denken.
Es gab keine organisierte Feuerwehr im Markt, nur die alte, unzulängliche Spritze aus dem Jahre 1819 war vorhanden. Bevor die Leute den Kampf gegen das wütende Element aufnahmen, rannten sie in die Häuser und warfen den Hausrat auf die Straße, wobei viel zerbrochen und noch mehr gestohlen wurde.
Benefiziaht Hundsberger, seit 1863 Zehnuhrmesseleser in Kößlarn, organisierte schließlich den Löscheinsatz. Er sammelte Kinder und Erwachsene, schickte sie um Eimer und Geschirr, stellte zwei Reihen Handlanger bis zum Kesselbach auf und ließ die alte Spritze bringen.
Doch das Feuer hatte bereits so weit um sich gegriffen, dass mit der armseligen Spritze nichts mehr zu bestellen war. In dem allgemeinen Durcheinander fiel auch niemandem ein, Boten in die Nachbarorte zu schicken.
Nur der Schmiedemeister Will warf sich auf sein Ross und jagte nach Rotthalmünster, wo die Spritze schon bereitstand! Als der Schmied schrie: "Mitten in Kößlarn"', fuhren die Helfer sogleich ab.
Etwa eine Stunde nach Ausbruch des Großbrandes kam die erste Spritze aus Bayerbach, bald darauf folgte Birnbach, dann Rotthalmünster. Nach und nach kamen 13 Spritzenmannschaften zusammen.
Beim jetzigen Anwesen Erbertseder unterbricht ein kleines Durchfahrtsgässchen das Häusergewirr. Dort kämpften zehn Männer aus Birnbach unter ihrem Kommandanten Johann Matzberger (später Spengler in Kößlarn) die ganze Nacht hindurch mit beispielloser Zähigkeit, Geschicklichkeit und Aufopferung gegen das Flammenmeer an - und retteten den Untermarkt.
Um die Feuerspritzen aus dem Marktbrunnen und aus dem nahen Kesselbach mit Wasser zu versorgen, waren sehr viele Handlanger notwendig. Immer wieder sprangen Neugierige bzw. "Feuergaffer" aus der Reihe und nur mit äußerster Kraft konnte die Eimerkette zusammengehalten werden.
Noch gegen Mitternacht glaubte man, den Brand nicht mehr unter Kontrolle bringen zu können und deshalb wurde die Räumung der Häuser im Obermarkt und an der Waldstraße angeordnet. Das gewaltige Feuer erzeugt einen so starken Wind, dass die brennenden Legschindeln auf die holzgedeckten Dächer der anderen Marktplatzseite herunterfielen.
Auch diese Seite war durch herumfliegende brennende Holzschindeln, Balken und Strohbündel äußerst gefährdet. Die Rettung brachte ein günstiger Westwind, der gegen 1 Uhr nachts einsetzte und das Feuer, die Funken und Rauchschwaden zum Vogelberg hintrieb.
Als der Morgen graute, sah man die furchtbare Verwüstung: 15 Wohngebäude und 18 Stallungen, zusammen 33 Firste, lagen in Schutt und Asche. Das Unglück war ungeheuer, zudem stand der Winter vor der Tür.
Wahrhaft großartig war die Hilfsbereitschaft der Bevölkerung. Von allen Seiten fuhren Rossknechte Wagen mit Getreide, Kleidungsstücken und Lebensmitteln in den Marktflecken.
Im Winter 1868 wurde eine Unmenge Ziegelsteine vor den einzelnen Brandstätten verteilt. Diese wurden aber leider zweckentfremdet.
Am Stephanietag 1868 brach in Kößlarn zwischen den Markt- und Bauernburschen eine schwere Rauferei aus. Sie zog sich vom Wirtshaus auf die Straße und nachdem alle Stöcke abgeschlagen waren, benutzte man die aufgestapelten Bausteine als Wurfgeschosse.
Am nächsten Morgen war die Straße hinab zum Kesselbauern und hinunter zum Ederschmied mit Ziegelsteinen übersät.
Im Jahre 1869 wurden sämtliche niedergebrannten Häuser wieder aufgebaut.
Nach der Brandkatastrophe vom 13. Oktober erkannte man die Notwendigkeit einer organisierten Feuerwehr und bereits am 6. November 1868 traf man sich im Schulhaus zur Gründungsversammlung. Wenige Jahre später, 1873, erhielt die Wehr eine neue Saug- und Druckspritze.
Gerold Zue