Am Sonntag früh, kurz vor 2 Uhr wurden die Bewohner
des Marktes Kößlarn durch Feueralarm und Sturmleuten aus dem Schlaf
geweckt. In der Holzlege, des der Frau Anna Matauscheck gehörenden
Anwesens, brach aus bisher unbekannter Ursache Feuer aus. Bevor dies
bemerkt werden konnte, stand auch schon das ganze Anwesen, welches
vollständig aus Holz erbaut, in hellen Flammen. Schnell griff das
gefräßige Element auf die beiden Nachbaranwesen, das Armenhaus und das
Wohnhaus des Zimmermeisters H. Heinrich Wagner über. Das Feuer wütete
und wütete. Die Einwohner von Kößlarn befanden sich in wahrer
Bestürzung und Verzweiflung; Hilferufe drangen durch das Telefon an die
Orte der ganzen Umgebung. Weithin war der mächtige Feuerschein sichtbar.
Von allen Richtungen kamen Helfer in Autos, Motorräder und Fahrräder dem
Brandplatz zugeeilt. Als sich der Brand zum Großfeuer entwickelte, wurde
der automobile Löschzug von Griesbach angefordert. Doch die wagemutigen
Männer der Feuerwehr Kößlarn haben bis zum Eintreffen der auswärtigen
Feuerwehren mit wahrer Todesverachtung den Angriff auf das wütende
Element unternommen. Unter der enorm tüchtigen und umsichtigen
Gesamtleitung ihres Kommandanten Herrn Kaufmann Franz
Wagner, konnte die
Wehr mit äußerster Kraftaufbietung das Feuer von den anderen fünf noch
in großer Gefahr befindlichen, ebenfalls alle aus Holz erbauten Anwesen,
abwenden. Herr 1. Bürgermeister Zue war ebenfalls unermüdlich tätig und
gab unterstützende Anweisungen an die Helfer. Unglaublich schnell
erschienen ist von den auswärtigen Feuerwehren Rotthalmünster mit ihrer
Motorspritze, welche als erste anrückte, dann folgte sofort der
automobile Löschzug von Griesbach; rasch aufeinander trafen mit ihren
Motorspritzen ein die Feuerwehren: Ering am Inn, Bayerbach, Pattenham,
Weihmörting, Münchham, Triftern mit Voglarn und
Lengsham. In
verhältnismäßig kurzer Zeit trafen folgende Feuerwehren mit
ihren
Landspritzen ein: Ruhmannsaigen, Oberwesterbach. Virling, Thanham und
Kirn. Sämtliche Wehren arbeiteten ohne Ausnahme, selbstverständlich
waren die Leistungen des modernen automobilen Löschzuges von Griesbach
unübertrefflich, mustergültig, hervorragend und allgemeine Anerkennung
fand das straffe, disziplinierte Zusammenarbeiten. Das sehr rasche
Eintreffen unseres Bezirkschefs Herrn Oberregierungsrates Dr. Feldbauer
von Griesbach an der Brandstätte wurde allgemein warm begrüßt. Nach
wenigen Stunden harter und angestrengter Arbeit konnte das Riesenfeuer
durch den Allgemeinangriff der Wehren eingedämmt werden. Gegen 4 Uhr
ragten nur mehr rauchende, schwarze Trümmer aus dem Boden hervor. Das
Anwesen der Kurzwarenhändlerwitwe Anna Matauscheck ist vollkommen bis auf
die Grundmauern niedergebrannt, das ganze Warenlager, sämtliches Inventar
und sogar ein Posten Goldpfandbriefe wurden ein Raub der Flammen. Das
Anwesen des Zimmermeisters Herrn Heinrich Wagner ist ebenfalls mit
sämtlichen Inventar vollkommen und das Armenhaus zum Teil vernichtet
worden. Der angrenzende Stall und Stadel des Herrn Niedermeier wurden in
Schutt und Asche gelegt. Sehr bedauernswert ist, daß außer den
Hausbesitzern 7 Wohnungsparteien ihre ganze Habe verloren haben. Der
Schaden dürfte mit 28 bis 30 000 Mark anzugeben sein. Versichert ist nur
Herr Wagner und eine Mietspartei mit einer geringfügigen Summe, die
anderen sind alle unversichert. Heute stehen die Hausbesitzer und
Mietsparteien vor den rauchenden Trümmern, manche die darunter arm waren,
wurden in dem kurzen Zeitraum noch ärmer, der Bettelstab ist ihr
übriggebliebenes Eigentum. Möge doch allen Brandleidern tüchtig unter
die Arme gegriffen werden, Hilfe tut dringend not. Hoffen wir, daß
Kößlarn in Zukunft von einer derartigen Feuersbrunst für immer
verschonst bleibt und das walte Gott.
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