PNP vom Samstag, 16. Oktober 1999    Lokalteil Pocking

Wer Kößlarner sein wollte, musste schon einen Löscheimer besitzen

Wie vor Jahrhunderten der Feuerschutz im Markt gehandhabt wurde - Nachlässigkeiten mit empfindlichen Geldstrafen belegt

Kößlarn. Schon frühzeitig handhabte der Markt eine strenge Feuerpolizei.

Nachlässigkeiten wurden empfindlich bestraft. In einer Pergamentschrift von 1540 (Gerechtigkeiten, Freiheiten, Gebräuche und Gewohnheiten des Marktes Kößlarn) wird bereits die Feuerbeschau erwähnt.
Im Jahre 1573 wurden Stefan Hofreither und Georg Pachinger zu märktlichen Feuerbeschauern bestellt. Der größte Feind des mittelalterlichen Marktes kam im Jahre 1545. Damals brach in Kößlarn Feuer aus, griff rasch um sich und erfasste eine unbestimmte Zahl von Häusern. "Die von Kößlarn zeigen an, daß bey Ihnen vor Jahren ain gros Verderben durch eine aufkhommene Pronnst geschehen, auch Puxen (Büchsen) und andere Wehren verdorben seien", lautet ein Bericht. Das Feuer fand unter den damals noch schindelgedeckten Holzhäusern, die zudem sehr eng aufeinander standen, reiche Nahrung. Durch das Feuer wurde das Marktviertel aufs Gründlichste desinfiziert. Wenn das auch sozusagen eine Rosskur war.
Wegen des Brandes wissen wir nicht, wie die Häuser vorher ausgesehen haben. Wahrscheinlich war beim Bau viel Holz verwendet worden. Gedeckt waren sie alle mit hölzernen Schindeln. Die Folgerung aus diesem Brand für die Zukunft war: eine verschärfte Feuerbeschau in allen Häusern.
1884 wurde ein bürgerlicher Handwerker für seine Unachtsamkeit exemplarisch gestraft. Das Rats- und Verhörsprotokoll meldet: Beim Schuhmacher Hans Kürleithen ist Feuer ausgebrochen, dafür erhielt er zwei Tage Arrest.
Im Marktarchiv Kößlarn sind Feuerirdungen von 1700, 1791, 1838 und 1851 erhalten. In einem Verzeichnis von 1857 sind alle feuergefährlichen Haupt- und Nebengebäude aufgeführt. Die zahlreich erschienenen Feuerordnungen geben interessante Hinweise, wie man Feuersbrünste zu verhindern und ausgebrochene Brände zu bekämpfen suchte. Alljährlich wurde vor der im Rathaussaal versammelten Bürgerschaft die Feuerordnung abgelesen, wobei die vom Rat beschlossenen Weisungen ausgegeben wurden.
Bis zur Gründung der Freiwilligen Feuerwehr war es Aufgabe der Marktväter, "von Amts wegen" für den Feuerschutz zu sorgen. Jeder, der im Markt Bürger werden wollte, musste einen Schöpfeimer vorweisen. Die Marktväter wussten, warum sie das Fehlen solcher Löschgeräte drastisch bestraften. Nach einem Inventar vom Jahre 1773 waren auf dem Rathaus an Feuerlösch- Requisiten vorhanden: 24 gute lederne Feuereimer und zwei große hölzerne Wassereimer mit eisernen Reifen zum Führen (1718 und 1726 datiert), 2 Wasserzuber mit Stangen. Auch eine alte Feuerspritze findet bereits Erwähnung.
1819 wurde für 590 Gulden eine neue große Druckspritze angekauft. 1825 wird bereits eine Feuer-Remise erwähnt. Auf dem Marktplatz wurden 8 Doppelleitern, 8 einfache Leitern und 7 Feuerhaken für den Ernstfall bereitgehalten. Erst nach der Brandkatastrophe von 1868 wurde das Feuerlöschwesen auf eine neue Grundlage gestellt durch die Errichtung einer freiwilligen Feuerwehr.

 Gerold Zue


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