Nachlässigkeiten wurden empfindlich bestraft. In einer Pergamentschrift von
1540 (Gerechtigkeiten, Freiheiten, Gebräuche und Gewohnheiten des Marktes Kößlarn)
wird bereits die Feuerbeschau erwähnt.
Im Jahre 1573 wurden Stefan Hofreither und Georg Pachinger zu märktlichen
Feuerbeschauern bestellt. Der größte Feind des mittelalterlichen Marktes kam
im Jahre 1545. Damals brach in Kößlarn Feuer aus, griff rasch um sich und
erfasste eine unbestimmte Zahl von Häusern. "Die von Kößlarn zeigen an,
daß bey Ihnen vor Jahren ain gros Verderben durch eine aufkhommene Pronnst
geschehen, auch Puxen (Büchsen) und andere Wehren verdorben seien", lautet
ein Bericht. Das Feuer fand unter den damals noch schindelgedeckten Holzhäusern,
die zudem sehr eng aufeinander standen, reiche Nahrung. Durch das Feuer wurde
das Marktviertel aufs Gründlichste desinfiziert. Wenn das auch sozusagen eine
Rosskur war.
Wegen des Brandes wissen wir nicht, wie die Häuser vorher ausgesehen haben.
Wahrscheinlich war beim Bau viel Holz verwendet worden. Gedeckt waren sie alle
mit hölzernen Schindeln. Die Folgerung aus diesem Brand für die Zukunft war:
eine verschärfte Feuerbeschau in allen Häusern.
1884 wurde ein bürgerlicher Handwerker für seine Unachtsamkeit exemplarisch
gestraft. Das Rats- und Verhörsprotokoll meldet: Beim Schuhmacher Hans Kürleithen
ist Feuer ausgebrochen, dafür erhielt er zwei Tage Arrest.
Im Marktarchiv Kößlarn sind Feuerirdungen von 1700, 1791, 1838 und 1851
erhalten. In einem Verzeichnis von 1857 sind alle feuergefährlichen Haupt- und
Nebengebäude aufgeführt. Die zahlreich erschienenen Feuerordnungen geben
interessante Hinweise, wie man Feuersbrünste zu verhindern und ausgebrochene Brände
zu bekämpfen suchte. Alljährlich wurde vor der im Rathaussaal versammelten Bürgerschaft
die Feuerordnung abgelesen, wobei die vom Rat beschlossenen Weisungen ausgegeben
wurden.
Bis zur Gründung der Freiwilligen Feuerwehr war es Aufgabe der Marktväter,
"von Amts wegen" für den Feuerschutz zu sorgen. Jeder, der im Markt Bürger
werden wollte, musste einen Schöpfeimer vorweisen. Die Marktväter wussten,
warum sie das Fehlen solcher Löschgeräte drastisch bestraften. Nach einem
Inventar vom Jahre 1773 waren auf dem Rathaus an Feuerlösch- Requisiten
vorhanden: 24 gute lederne Feuereimer und zwei große hölzerne Wassereimer mit
eisernen Reifen zum Führen (1718 und 1726 datiert), 2 Wasserzuber mit Stangen.
Auch eine alte Feuerspritze findet bereits Erwähnung.
1819 wurde für 590 Gulden eine neue große Druckspritze angekauft. 1825 wird
bereits eine Feuer-Remise erwähnt. Auf dem Marktplatz wurden 8 Doppelleitern, 8
einfache Leitern und 7 Feuerhaken für den Ernstfall bereitgehalten. Erst nach
der Brandkatastrophe von 1868 wurde das Feuerlöschwesen auf eine neue Grundlage
gestellt durch die Errichtung einer freiwilligen Feuerwehr.
Gerold Zue