Die Arbeit dieser Meister des schwarzen Handwerks war sehr vielseitig. Ihr
Arbeitsgebiet umfaßt wesentlich den Hufbeschlag und den Wagenbau, allerdings
auch die Herstellung von Zimmeräxten, Seilen, Hauen und Kreuzhacken und von
groben Eisenzeug. Hufeisen werden angepaßt und aufgebrannt. Seine
Geschicklichkeit beim Beschlagen von Pferden war sehr wichtig.
Dem tüchtigen Hufschmied passierte es quasi nicht, daß er ein Pferd
vernagelte, das heißt den empfindlichen Huf durch einen falsch gesetzten Nagel
verwundete.
Eine sehr wichtige Arbeit war auch das Reifenaufziehen. Die Schmiede stellten
Werkzeuge her und reparierten alles. Für den Kirchenbau in Kößlarn hatten
diese sogenannten Grobschmiede "Nägel, Türbänder und Kegeln, Hoblnägl
und Klampfen" hergestellt.
Im Jahre 1635 kam der Aichschmidt auf seiner Wanderschaft nach Kößlarn. Er war
ein Hufschmiedsohn von Lüfering bei Salzburg und fand Arbeit beim Peter
Schmied.
1630 heiratete er dessen Tochter Anna. Die letzte Aichschmidt starb im Jahre
1869. Besitznachfolger wurden die Eders. 1729 arbeiteten in Kößlarn drei
Schmiede, Georg Aichschmidt, Georg Parger und Anton Zellner. In der Asenhamer
Straße werkelte damals der Hufschmied Perger. Im Unteren Markt hämmerte der
Schmiedemeister und Ratsherr Aichschmidt.
An der Burgfriedensgrenze Kößlarn/Ragern stand einst das Stiglschmied-Anwesen.
Das ganze hölzerne Haus wurde auch "Schmied auf der Bruck" bezeichnet
und war grundbar zur Herrschaft Kleeberg. 1834 brachte Mathias Aichschmidt diese
Werkstatt von der Gutsherrschaft Kleeberg um 1330 Gulden in seinen Besitz.
Am 8. April 1840 kaufte Stephan Will vom Aichschmidt dieses Anwesen nebst realem
Schmiedrecht um 1331 Gulden. Mitglieder der Hufschmiede Familie Will waren auch
in Pfarrkirchen und Simbach beheimatet.
Beim Kößlarner Großbrand 1868 spielte der Schmiedemeister Will eine wichtige
Rolle. Im Markt tobte der Feuersturm. Bei der Bürgerschaft herrschte eine
heillose Verwirrung. Es fiel auch niemanden ein, Boten auszuschicken, um Hilfe
zu holen. Nur der Schmied Josef Will warf sich auf sein Rottaler Roß und jagte
in der Dunkelheit nach Rotthalmünster hinab und alarmierte die dortige
Feuerwehr. Der Will Schmied war auch Mitbegründer der Freiwilligen Feuerwehr Kößlarn.
Seit 1869 befindet sich die Will Schmiede in der Asenhamer Straße. Nach dem
Krieg kamen die Traktoren, die Pferde verschwanden.
Ich erinnere mich noch lebhaft daran, wie ich als Schulkind vor der Schmiede
stand und bei der Arbeit zusah. Das Kling-Klang der Hammerschläge, Stampfen und
Wiehern der Pferde waren die Geräuschkulisse. Auch das Zischen des rotglühenden
Eisens und der Geruch des verbrannten Horns blieben mir noch in Erinnerung. In
der rußigen Schmiede roch es nach angebranntem Holz und nach Kohlenfeuer.
Den Hufschmied als eigentlichen Beruf kennen wir heute kaum mehr. Die alten
Hufbeschlagsschmiede, die auch als Roßdoktor gefragt waren, sind rar gesäht im
Land. Eigentlich sind nur mehr einige wenige Tierärzte in Hufpflege und
Hufbeschlag ausgebildet. Mit der Verdrängung der Arbeitspferde durch
Zugmaschinen wurde der Hufschmied überflüssig, ähnlich erging es dem Wagner.
Hufschmiede sind heute fast nur noch für den Reitsport tätig. Nur jene
Schmiede - darunter auch die Familie Will - überlebten bis in die Gegenwart,
die neue Tätigkeitsgebiete im Kunsthandwerk, in der Reparatur von
landwirtschaftlichen Maschinen und in der Herstellung von Gebrauchsgegenständen
fanden.
Gerold Zue