PNP vom Montag, 30. Mai 2011 Lokalteil Pocking

Eine ganze Region feiert mit der Jubelwehr

100 Jahre Freiwillige Feuerwehr Oberwesterbach: Ein Wochenende im Zeichen des Jubiläums−Festreden und Fahnenweihe


Angeführt vom Taferlbua, marschierte die Oberwesterbacher Wehr zu den Feierlichkeiten anlässlich des 100-jährigen Bestehens. − F.: Mayerhofer

Von Marita Pletter
Oberwesterbach. Drei Tage hat nicht nur die so kleine wie hoch ambitionierte Wehr Oberwesterbach selbst gefeiert mit Festzelt, Disco am Freitagabend, tausend jungen Leuten, mit Ehrungen am Samstag für die Älteren, die verdienten Mitglieder. Sondern am Sonntagvormittag schien denn gar die gesamte Bevölkerung des Umlandes herein zu strömen in den kleinen Ort mit dem idyllischen landschaftlichen Umfeld.

Zum großen Umzug war man gekommen, an dem sich neben sämtlichen Vereinen der Marktgemeinde Kößlarn 30 andere Feuerwehren aus der näheren und weiteren Region beteiligten. Unter den mitreißenden Klängen des Kirchhamer Spielmannszuges wie der Kößlarner Bläser, auch optisch reizvoll, blau und rot, formierte man sich: Und in den Festzug der vielen Wehren mit ihren meist noch kleinen, sehr jugendlichen Tafelträgern und farbenprächtig gekleideten Frauen und Kindern eingebettet erschien der Feldgottesdienst unter hohem schlichten Baumstamm-Kreuz auf dem Hügel als feierlicher Höhepunkt des Tages. Der Chor „Aufwind“ gestaltete ihn musikalisch und der Erste Kommandant der Feuerwehr Oberwesterbach, Wolfgang Eiblmeier, las die Lesung, wo es hieß, dass es denn besser sei „für gute Taten zu leiden als für schlechte“.

Auch Pfarrer Gottfried Werndle thematisierte in seiner Festpredigt das Motiv des Heiligen Florian „als Programm“ der Feuerwehren, jenes Märtyrers, ertränkt ob seiner christlichen Überzeugung im Jahre 304. Folter und Verbannung hatten ihn nicht hindern können, sich für seine Mitmenschen verantwortlich zu fühlen, diese zu stärken, zu trösten, zu helfen in der Not. Obgleich dieser authentische Florian niemals konkret „gelöscht“ habe, so stehe er doch, so Werndle, für eine fürbittende Macht über Wasser und Feuer. In einem hohen Maß an Verantwortungsbewusstsein für andere Menschen eingebunden in Gottvertrauen, konkretisiere sich also der Vorbildcharakter des renommierten Heiligen, denn „wo der Glaube schwindet, entstehen Ängste und Verzweiflung“. Aber auch Zeremonien gehören zum Wesen der Glaubenspraxis, und so weihte Pfarrer Werndle im Anschluss an die eucharistische Feier nach dem Te Deum die Bänder der Oberwesterbacher Wehr wie die des Kößlarner Patenvereins, die die feschen Festdamen an die neu restaurierte Fahne hefteten, begleitet von Segenswünschen und gereimten Texten: Katrin Denk für den Patenverein, für die FFW Oberwesterbach Christina und Sandra Fischer, Marianne Osterholzer sowie Elisabeth Stapfer. Zuvorderst freilich las die Festmutter Anita Wieser im Dirndl ihr andächtiges Weihegedicht.

„Im Weißen Rössl am Wolfgangsee“ hatten die Kößlarner Bläser bereits als Weckruf in der früh um halb acht vor dem Gasthof Wieser gespielt, um die Festmutter traditionsgemäß mit ihren Festdamen „einzuholen“.
Und bereits früh am Morgen hatte Anita Wieser schon etwas Gedichtetes zum Kaffee für die Bläser aufbereitet, wenn auch ein wenig anderen Inhaltes als bei der Fahnenweihe, nämlich ein kleines liebenswert poetisches Werk auf Ehemann Erwin, „nur so vor kleinem Publikum“, meinte sie lächelnd, da er sie sonst schimpfen werde.

Aber er schimpfte nicht, im Gegenteil. Und überhaupt freuten sich offensichtlich ebenso alle Ehrengäste, die Erster Kommandant Wolfgang Eiblmeier am Ende des würdevoll gestalteten Feldgottesdienstes willkommen geheißen hatte, an der guten Atmosphäre der eindrucksvollen Veranstaltung, auch im Festzelt bei gutem Essen und Trinken.

Und Torten, eine schöner als die andere, hatten die Frauen gebacken. Buden gab’s und eine Schiffschaukel gar wie früher. Viele junge Menschen waren gekommen, eine Menge Kinder waren zu sehen. Und junge Leute möchten doch auch zur Feuerwehr gehen, wünschte sich in seinem Grußwort Walter Taubeneder,, „sie werden gebraucht“, sagte der Landtagsabgeordnete, der nicht versäumte, diese landschaftlich so reizvolle „Heimat“ zu loben.

Dem konnte freilich niemand, auch die übrigen Ehrengäste nicht widersprechen, als da waren: Fahnenmutter Rosa Kohlpaintner, Trauermutter Anna Rauch, Kreisbrandinspektor Peter Högl, Kreisbrandmeister Max Ebertseder sowie Freiherr Ferdinand von Aretin mit der Weißbierkönigin Nicole Wimmer. Während Kreisbrandrat Sepp Ascher in seinem Grußwort weniger die Landschaft als die Symbolik des Lichts thematisierte, verwies Bürgermeister Franz Holub als Schirmherr vor dem Zug zurück ins säkulare Festzelt, dass der heilige Florian ebenso der Patron der Bierbrauer, Schnapsbrenner und Küfner sei. Heiße es doch in einer überlieferten Floriani-Bitte: „..Gieß’ Feuer in den Rebensaft und halte fern die Wasser“.


İNeue Presse VerlagsGmbHzurück


Startseite