PNP vom Donnerstag, 02. Juli 2009 Lokalteil Pocking

Feuerwehrhaus: Streit um Kosten entbrannt

Neubau in Kößlarn wird 155 000 teurer als ursprünglich vom Bürgermeister angegeben - Verwaltung räumt Fehler ein

Noch ist die Kößlarner Wehr in ihrem alten Feuerwehrhaus untergebracht. Doch Vorstand Franz Plattner (vorne), 1. Kommandant Manfred Stieglbauer (hinten r.) und 2. Kommandant Christian Hauner hoffen, dass die Einsatzkräfte bald in ihr neues Domizil einziehen können. (Foto: Jörg Schlegel)

Von Karl Sanladerer
Kößlarn. Eigentlich war der Tagesordnungspunkt 4 der jüngsten Marktratssitzung reine Formsache. Architekt Martin Berger sollte das Ergebnis der Ausschreibung für drei Gewerke des Feuerwehrhaus-Neubaus vorstellen und der Marktrat die Auftragsvergabe beschließen. Aber schon bevor es soweit war, begann eine rege Diskussion über die Baukosten. Denn die entsprechen so gar nicht mehr dem, was sich der Marktrat vorgestellt hatte. Der Bau wird rund 150 000 Euro teurer.

Grobe Kostenschätzung ohne konkrete Pläne

Zum Hintergrund: Genau vor einem Jahr, im Juli 2008, hat der Marktrat den Neubau des Kößlarner Feuerwehrhauses beschlossen. Die Kosten für die Marktgemeinde bezifferte Bürgermeister Franz Holub damals mit rund 350 000 Euro. Die Summe war aber, wie sich jetzt herausstellte, lediglich in den Raum gestellt worden - ohne konkrete Pläne für einen Neubau zu haben. Erst nach der Auftragsvergabe wurde eine Kostenschätzung durchgeführt, die auf Erfahrungswerten beruht und die in den Haushaltsplanentwurf eingearbeitet wurde. In diesem Entwurf stehen für das Jahr 2009 auch die vom Bürgermeister genannten Ausgaben in Höhe von 350 000 Euro. Im Haushalt 2010 aber finden sich für den Neubau nochmals 155 000 Euro. Das Feuerwehrhaus kostet also 505 000 Euro.

Die Markträte wollten nun natürlich wissen, wo diese Mehrkosten herkommen. Architekt Martin Berger stellte deshalb noch einmal die Kostenschätzung im Detail vor. Er sagte aber auch, dass in den gesamten Kosten die Eigenleistungen und der finanzielle Zuschuss der Feuerwehr noch nicht berücksichtigt sind. Die Kosten könnten dadurch um rund 65 000 Euro gesenkt werden. Außerdem enthielten die Ausschreibungen auch gewisse Puffer.

Im Verlauf der Diskussion wurde immer wieder der Vergleich mit dem neuen Feuerwehrhaus in Tettenweis gezogen. Dies sei viel billiger gewesen. Auch darauf hatte Martin Berger eine Antwort: „Zum einen ist das Feuerwehrhaus in Tettenweis um 91 Quadratmeter kleiner. Zum anderen weist es keinen Übungsplatz und keine Stellflächen für die Aktiven aus.“ Er rechnete dem Gremium genau vor, dass die Kosten in Tettenweis nicht viel niedriger waren als die jetzt für Kößlarn geplanten.

Dennoch waren einige der Markträte der Meinung, dass man deutliche Einsparungen machen sollte. Es gab auch gleich Vorschläge, die jedoch nicht nur bei den Zuhörern für Kopfschütteln sorgten. Bürgermeister Franz Holub gab zu bedenken, dass das Feuerwehrhaus eine langfristige Investition ist und dieses auch in 20 Jahren noch den Ansprüchen genügen müsse. „Wir haben uns für den Neubau eines Feuerwehrhauses entschieden. Und nun müssen wir auch die Kosten tragen“ so der Bürgermeister. „Das Haus und die Anlage werden funktional gebaut und weisen ohnehin keinen Luxus auf. Außerdem weiß man nicht, ob es in zehn Jahren noch drei Feuerwehren gibt im Gemeindegebiet Kößlarn“, ergänzte Franz Holub.

Verwaltungschef Klaus Ranner gab zu, dass er damals einen Fehler gemacht hat, als er die Zahl von 350 000 Euro in den Raum stellte. Er zeigte sich aber, wie die zahlreichen Zuhörer, die überwiegend von der Feuerwehr kamen, erstaunt darüber, dass nun eine so lebhafte Diskussion über die Kosten entbrannt ist. Marktrat Christoph Meier meinte, dass man bis zur nächsten Sitzung überprüfen sollte, ob es nicht doch noch Einsparungsmöglichkeiten gibt. Dieser Meinung schloss sich auch Josef Koch an.

Gedanken machen, wo gespart werden kann

Nun will sich der Marktrat zusammen mit der Feuerwehr nochmals Gedanken über mögliche Einsparungen machen. Aus Reihen der Feuerwehr war nach der Sitzung zu hören: „Einem neuen Feuerwehrhaus wurde zugestimmt, aber kosten soll es nichts.“ Trotzdem will man sich schon aus eigenem Interesse an den Vorschlägen beteiligen.

Am Ende kam man dann doch noch auf den eigentlichen Tagesordnungspunkt zurück, nämlich zur Auftragsvergabe der Baumeisterarbeiten inklusive Außenanlagen, Zimmerer- und Klempnerarbeiten. Architekt Martin Berger stellte dem Marktgemeinderat die eingegangenen Angebote vor und nannte jeweils den günstigsten Anbieter als Vorschlag für die Arbeiten. Zwei Firmen aus Rotthalmünster und eine aus dem Markt Kößlarn erhielten schließlich einstimmig den Zuschlag für die Arbeiten. Die Bausumme für die drei vergebenen Aufträge beträgt 277 400 Euro.


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